unterwegs in Brem' & 'n büschen umzu
Sie sind hier: Touren durch die Stadt
Straße Tiefer, hier liegen an den Dalben das Theaterschiff und Betonschiff "MS Treue", auf dem häufig Veranstaltungen stattfinden
Von der Tiefer bzw. dem Altenwall, dem Weseruferabschnitt vor dem Schnoor und schräg gegenüber der DGzRS, dem Olbers-Planetarium und der Walter-Stein-Sternwarte am anderen Ufer, führt ein schöner Weg für Fußgänger und Radfahrer direkt am Wasser entlang flussaufwärts Richtung Weserwehr. Der Weg verläuft zunächst asphaltiert am Fuß der unbebauten Seite des Osterdeiches, der sich vorbei an den dahinterliegenden Ortsteilen Ostertor, Steintor, Peterswerder bis nach Hastedt, das erst seit 1803 zu Bremen gehört, am östlichen Ufer der Weser erstreckt. Der Deich entstand in der Zeit zwischen 1850 und 1893 und wurde nötig, nachdem Vorgängerdeiche immer wieder gebrochen waren und nachdrängendes Wasser für weitreichende Überschwemmungen gesorgt hatte. Am 13. März 1881 schließlich versanken vorübergehend sogar fast weite Teile der Stadt während eines Hochwassers in den Fluten.
Seit 1973 denkmalgeschützte Villa Frerichs am Osterdeich, 1882-1884 in der Epoche des Historismus nach Plänen von Johann Georg Poppe für den großbürgerlichen Baumwollkaufmann Adolf Frerichs erbaut
Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Deichkrone befahrbar, wenig später wurden Bäume gepflanzt. Wohlhabende Bürgerinnen und Bürger der Stadt bauten sich hier Villen und die Allee entwickelte sich zu einer Art Flaniermeile. Nach dem Ausbau der Straße 1930 steppt verkehrsmäßig heute hier fast ganztägig der Bär, da die zweispurige Strecke eine wichtige Verbindungsstraße für den innerstädtischen Verkehr und überregional auch zur Autobahn A1 ist. Für die verbliebenen sehenswerten Häuser am Osterdeich haben die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer keinen Blick.
Blick vom Franzius-Eck in der Neustadt auf den innenstadtnahen Teil des Osterdeichs hinter der Kunsthalle Bremen mit dem Flaggenmast Bremer Reedereien und Binnenschiffer
Unten in der Grünanlage des Deiches ist es dagegen vergleichsweise ruhig und man erreicht bald an dem kleinen Schiffsanleger die Höhe des Sielwalls. Als Siel bezeichnet man einen Durchlass in einem Deich, der sich öffnen und verschließen lässt, um den Wasserstand des hinter dem Deich gelegenen Gewässers zu regulieren. Und tatsächlich erstreckte sich im Bereich der heute nahezu im rechten Winkel zum Osterdeich verlaufenden Straße Sielwall sowie der sich daran anschließenden Straße Dobben ein Gewässer, vermutlich ein alter Nebenarm der Weser. Der heute vielbefahrene Dobben wurde 1864 zugeschüttet und von dem ihn regulierenden Siel im Deich ist nur der Name geblieben. Am Ende des Sielwalls steht man übrigens mitten im sehenswerten sogenannten Viertel.
Der Punkendeich mit dem überfluteten Fähranleger der Sielwallfähre während der Sturmflut am 17. Februar 1962. Archivaufnahme
Geblieben ist auch die Bezeichnung des Abschnitts des Osterdeichs vom Wall, wo ehemals die alte Stadtmauer verlief, bis hierher als Punkendeich bzw. Punkenwall. Der heute nicht mehr gebräuchliche Begriff Punke entstammt dem bremischen Sprachraum und meinte eine Prostituierte. Und eben diesen war es im 18. Jahrhundert verboten ihrem Gewerbe innerhalb der Stadtgrenzen nachzugehen, weshalb sie es dann an dieser Stelle vor den Toren der Stadt taten. Die Damen haben längst andere Orte für ihr Gewerbe gefunden, dafür wird der Punkendeich am kleinen Fähranleger alljährlich am Dreikönigstag, dem 6. Januar, zur Bühne für ein etwas kurioses gut besuchtes Schauspiel und das seit 1829 bzw. 1928: die Eiswettprobe. Jedes Jahr geht es dabei um die Frage, ob die Weser geht oder steht, sie zugefroren ist oder nicht, aber lesen Sie selbst ...
Die Eiswettprobe am Punkendeich stand 2020 vor allem im Zeichen des Klimawandels
Diese Frage stellt die Bremer Fahrgastgesellschaft Hal över, die die Sielwallfähre betreibt, nicht, denn im Winter fährt sie nicht. Hol über, was ‘hal över’ aus dem Plattdeutschen übersetzt bedeutet, war der für den Fährmann bestimmte Ruf einen für die Überfahrt vom jenseitigen Ufer abzuholen. Den Ruf kann man sich heute sparen, denn die kleine Personenfähre verkehrt zwischen März und Oktober nach Fahrplan. Eine Fährverbindung über die Weser auf dieser Höhe gibt es bereits seit 1736.
Die Sielwallfähre "Ostertor" (Bj. 1972) kurz nach dem Ablegen bei Café Sand
Vom Osterdeich setzt die Fähre über auf den Stadtwerder, eine Halbinsel zwischen Weser und Werdersee bzw. der Kleinen Weser. Der Anleger befindet sich unmittelbar bei Café Sand. Der Name der Gastronomie in einem schlichten lichten Glasbau ist tatsächlich Programm, denn angrenzend erstreckt sich der einzige Sandstrand an diesem Weserabschnitt. Besonders bei schönem Wetter zu den wärmeren Jahreszeiten ist hier viel los, zumal man auch mit dem Auto und dem Fahrrad hierher gelangt. Neben Getränken werden Kuchen und eher rustikalere Speisen angeboten.
Gastronomie, die zu einem Zwischenstopp einlädt, findet sich auch am Osterdeich zwischen Fähranleger und Stadion. Das Bürgerhaus Weserterrassen ist eines von mehreren Bürgerhäusern, in denen ganzjährig Kurse, Treffen und Veranstaltungen stattfinden, darüber hinaus bietet das Café und Bistro „ÜberBlick“ im Haus Kulinarisches inklusive Frühstück. Toll ist der Sommergarten mit 250 Plätzen unter freiem Himmel bzw. im Schatten unter Bäumen mit Blick auf die Weser.
Charakteristischer Bau: Café Ambiente
Einen schönen Blick auf die Weser hat man auch vom Café Ambiente in einem schmucken von dem Architekten Anton Karst entworfenen Bau. Er ist eines von ehemals neun Ottilie-Hoffmann-Häusern, die es im 20. Jh. in der Stadt gab. Die in Bremen 1835 geborene Pädagogin und Sozialpolitikerin Ottilie Hoffmann war eine der treibenden Kräfte in der Abstinenzbewegung in Deutschland, die in einem gesellschaftsweiten Verzicht auf den Konsum von Alkohol die Lösung vieler gesundheitlicher, gesellschaftlicher und sozialer Probleme sah. Sie gründete den ‘Deutschen Bund abstinenter Frauen’, der ab 1900 auch in Bremen alkoholfreie Speisehäuser eröffnete sowie betrieb und die ihren Namen trugen. Der Bund hieß ab 1924 ‘Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur’ und war Auftraggeber für den 1929 fertiggestellten Bau des heutigen Restaurants, in dem nun auch alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Ottilie Hoffmann sah diesen Bau jedoch nie, denn sie starb 1925. Die öffentliche Diskussion zum Thema Alkoholkonsum und seine Folgen ist allerdings nach wie vor aktuell.
Bronzeplastik "Ottilie" (1987) zu Ehren der Pädagogin am Ulrichsplatz im Ostertor. Das Kunstwerk von Jürgen Cominotto wurde vom Deutschen Frauenbund für alkoholfreie Kultur gestiftet
So auch im nahe gelegenen 1947 errichteten Weserstadion. Fliegende Flaschen und allzu betrunkene Zuschauer, sowie nun auch größere Taschen oder Rucksäcke gehören im Stadion der Vergangenheit an, weil Verbote ausgesprochen und konsequent durchgesetzt wurden. Die Fangemeinde des 1899 gegründeten Clubs ‘SV Werder Bremen’ gilt als eine der treuesten in der Bundesliga - "Lebenslang Grün-Weiss". Und vielleicht auch als eine der leidensfähigsten, denn der viermalige Deutsche Meister und mehrmalige Pokalsieger stellte die Nerven die grün-weiße Anhängerschaft längere Zeit durch heftige Leistungsschwankungen bis zum Bangen um den Klassenerhalt auf eine bisweilen harte Probe. Mit dem Saisonende 2021 hat die Leistung nach vier Jahrzehnten nicht mehr gereicht, um erstklassig zu bleiben - aber nur bis zum 15. Mai des nächsten Jahres kurz nach 17 Uhr, typisch Werder. Grün-weisser Ausnahmezustand auf den Straßen rund um das Stadion, auch die manchmal etwas wortkragen Norddeutschen können feiern.
Das Weserstadion mit Solarpanelen verkleidet
Durch dem Sturm „Xaver“ im Herbst 2013 wäre neben den Profikickern fast auch Wasser aus der Weser in das nach Umbauten zwischen 2007 und 2009 rund 42.000 Zuschauer fassende Station eingelaufen. Der Bau mit einer flächendeckenden Photovoltaik-Anlage auf dem Dach liegt in der Pauliner Marsch, die nicht nur als Erholungsgebiet, sondern auch als Überschwemmungsgebiet für den in diesem Bereich noch tideabhängigen Fluss ausgewiesen ist. Nur etwa 6 cm höher und der damals 5,50 Meter hohe Schutzdeich wäre überspült worden. Danach nahmen die Betreibergesellschaft des Stadions und das Wirtschaftsressort des Senats Millionen in die Hand, um den Deich an der Südtribüne um einen Meter zu erhöhen, sowie ein Bodenentwässerungssystem und ein mobiles Spundwandsystem mit einer Höhe bis zu 2,10 m zu installieren.
In den 90er Jahren wurde das Stadion vorübergehend zur Konzertarena für internationale Musikgrößen wie U2, Bon Jovi, Bryan Adams und Michael Jackson. Wer nicht mehr hinein kam oder wollte, saß nebenan am Osterdeich und lauschte von dort oder anderswo. Leider wird es wohl in Zukunft keine Konzerte mehr in der Arena geben.
Wer übrigens mehr zur Historie des Sportvereins erfahren möchte, kann seit 2004 an der Nordseite im "Wuseum", dem vereinseigenen Museum, vorbeischauen.
Zwei von fast 700 Stolpersteinen in Bremen
Gar nicht sportlich, sondern tödlicher Ernst wurde es in der NS-Zeit für jüdische Mitbürger auch in Bremen. Die Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der im Bremer Schnoor-Viertel sieben jüdische Bürger der Stadt gewaltsamen starben und die Synagoge in Flammen aufging, war nur der Anfang. Begibt man sich vom Stadion auf den Osterdeich, stößt man vor der Häuserzeile auf zwei der 759 (Stand 2022) so genannten Stolpersteine in Bremen, die an die Deportation und Ermordung nicht nur jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger während des Dritten Reichs erinnern und dort zu finden sind, wo diese Menschen wohnten. "Die Stolpersteine sollen dem Vergessen entgegenwirken", heißt es auf der Website der Projekt-Träger, dem Verein "Erinnern für die Zukunft e.V.", der Landeszentrale für politische Bildung Bremen in Kooperation mit dem Initiativkreis Stolpersteine Bremen. Auf den Seiten lässt sich auch eine Liste einsehen, auf der die in der Hansestadt gesetzten Steine in alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen der Opfer und die jeweiligen Straßen aufgeführt sind. Lassen wir uns durch Vergangenes für die Zukunft erinnern.
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ALLES IM BLICK: DIE GESAMTÜBERSICHT
www.cafe-sand.de
www.hal-oever.de
www.ahoisteffenhenssler.de/location/bremen/
www.weserterrassen.com
www.werder.de/fankurve/stadionerlebnis/wuseum/
www.Bremer-baeder.de
www.juergenshof.com
www.sportgarten.de
www.derkuhhirte.de
www.stellplatz-bremen.de
Bremens ältestes erhaltenes Stadtviertel ist der Schnoor. In früheren Zeiten wurde das Viertel hauptsächlich von Fischern und Seeleuten bewohnt, denn hier verlief die Balge, ein Nebenarm der Weser, und hier befand sich einer der ersten Häfen Bremens. Viele der kleinen Häuschen stammen aus dem 17. Jahrhundert oder sind nach historischen Vorlagen nachgebaut worden. Das 1402 auf Grundmauern aus dem Mittelalter errichtete Haus Nr.15 in der Gasse Schnoor ist neben dem Packhaus (1401) jedoch eines der ältesten Bauten im Schnoor.
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Wer heute in Seenot gerät hat selbst weiter draußen auf dem Wasser weitaus bessere Chancen auf Hilfe als früher, dank moderner Technik und Menschen, die sich professionell kümmern. An der deutschen Nord- und Ostseeküste sind das vor allem die rund 1000 festangestellten und freiwilligen Männer und Frauen der DGzRS, der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger - kurz auch ‘Die Seenotretter’. Allein im Jahr 2018 wurden bei 2.156 Einsätzen 356 Menschen gerettet. Seit Gründung der Gesellschaft konnte 84.000 Menschen geholfen werden.
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An ausgewählten Tagen können auch Besucher:innen einen Blick durch die großen stationären und die kleineren mobilen Teleskope der Walter-Stein-Sternwarte werfen, die dann auf der Terrasse aufgestellt werden. Im Olbers-Planetarium im selben Haus halten Mitglieder der Gesellschaft Vorträge zu wechselnden Themen. Das 1952 eröffnete Olbers-Planetarium gehört mit seiner Kuppel von 6 Metern Durchmesser zu den Kleinplanetarien. Für die Besucher:innen stehen 35 Plätze (auch behindertengerecht) zur Verfügung.
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Den Kernbestand der Sammlung der Kunsthalle stellt europäische Malerei vom Mittelalter bis in die Gegenwart dar. Einen Schwerpunkt bildet darunter die französische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, die vor allem durch eine der größten Delacroix-Sammlungen repräsentiert wird. Der deutsche Impressionismus ist ein weiterer Schwerpunkt. Gezeigt werden Werke unter anderem von Liebermann, Corinth und Slevogt. Mit Heinrich Vogeler, Otto Modersohn und anderen sind auch die Malerinnen und Maler aus der bekannten Künstlerkolonie Worpswede nahe Bremen vertreten.
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Auch wenn das Gebiet um die beiden Straßenzüge mit ihren vielen kleinen Nebenstraßen zu einem Teil noch zum Stadtteil Mitte und zum anderen zur Östlichen Vorstadt gehört, wird das Quartier von den Bremerinnen und Bremern schlicht nur das „Viertel“ genannt. Es wird geliebt, gehasst, gefürchtet und vieles mehr. Wohl in keinem anderen Stadtteil der Hansestadt traten über Jahrzehnte hinweg die Kontraste so offen und teilweise auch gewalttätig zutage wie im Viertel.
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Der Wettgewinn, ein „vaterländischer brauner Kohl mit Zubehör“, war für die 18 befreundeten Männer aus gutem Haus bei einem Einsatz von einem Taler pro Kopf auch im Jahre 1828 wohl kein wirklich ernst zu nehmender Gewinn. Dass die Herren mit ihrer Wette, ob die Weser bis zur Zeit vor Morgengrauen am Tag des 4. Januar des darauffolgenden Jahres zugefroren sein wird oder nicht, eine noch bis in das nächste Jahrtausend andauernde Tradition auslösen würden, konnte keiner der Beteiligten ahnen.
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Richtig angelegt wurde die Alte Neustadt als heutiger Teil des Stadtteils erst im 17. Jahrhundert. Anlass für die planmäßige Stadtvergrößerung war auch das steigende Bedrohungspotential durch die Fortentwicklung der Angriffswaffen. Reste der damals angelegten Wallanlagen sind bis heute als Parks vorhanden, aber es gibt weit mehr zu entdecken, wie den Kleinen Roland
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Damit Schifffahrt überhaupt möglich ist, sind die Staustufen mit Schleusen ausgestattet. In den bis zu 225 m langen Kammern werden Binnenschiffe mit einer Maximalbreite von 11,45 m geschleust. Der Höhenunterschied der Wasserstände liegt zwischen rund dreieinhalb und sechseinhalb Metern. Die Fallhöhe des Wassers machte es günstig, daraus Strom zu gewinnen, so auch in Bremen. Die Kapazität des Kraftwerks, dessen Turbinen zwischen 1915 und ‘17 sukzessive ans Netz gingen, wurde 1926 durch die Inbetriebnahme weiterer Turbinen soweit erhöht, dass die erzeugte Energie zeitweise die Hälfte des Bedarfs in der Hansestadt deckte.
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Eine richtig maritime Radtour führt von der Stephanibrücke durch den Hohentorshafen und durch Woltmershausen bis zum fast gänzlich von Wasser umgebenen Lankenauer Höft. Hinter dem Höft liegen einige Schiffe wie der 1957 gebaute Schlepper Greif in einem nicht abgesperrten Teil des Neustädter Hafens. Mit diesem Blick auf den Hafen endet diese Tour.
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